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Ein 2019er Höhepunkt – die Stadtdurchfahrt

Am 18.Mai durften Ruderer das erste Mal wohl seit über 10 Jahren durch die Berliner Innenstadt rudern. Nur muskelbetriebenen Booten wurde es gestattet, an diesem Event teilzunehmen. Für meine Ruderkameraden war dies selbst eine Premiere und ich durfte dabei sein!! Was bin ich doch für ein Glückspilz!
Da die Durchfahrt nur am Samstag Vormittag möglich war, lautete der Plan, in Baumschulenweg abzulegen, bis zur Lessingbrücke zu rudern, dort anzuschlagen und wieder umzukehren, damit wir die letzte Schleusung ja nicht verpassten.
So mussten also unsere zwei Boote, der Achter und einen Vierer, am Vortag nach Baumschulenweg zum Verein TRG gerudert werden. Und wie kamen wir 15 Sportler Seelen, in Baumschulenweg gestrandet wieder bequem zurück zum Heimatverein?

Fegi, Niewitz-Frank und Doktor Schneider fuhren jeweils mit ihren Autos vorab dorthin. Toni, ebenfalls nach Baumschulenweg gefahren, lud die Fahrer der jeweiligen Autos wieder zu sich ein und bugsierte sie zurück nach Schmöckwitz. Als alle Ruder-Kameraden und Kameradinnen wieder vollzählig waren und zum Aufbruch bereit, ließ auch der Pieselregen, der den ganzen Tag schon andauerte, endlich nach. Diesig, still und friedlich lag sie nun da – die Dahme.
Das Rudern nach Baumschulenweg war wunderbar – so eine sanfte, bezaubernde Atmosphäre auf dem Wasser…

Alles lief perfekt nach Plan und das nicht nur an diesem Freitagnachmittag. Petrus hat uns mit dem Wetter am Samstag, am Tag der Stadtdurchfahrt, ebenfalls reich beschenkt. Strahlend blauer Himmel, herrlich warme Luft und größtenteils windstill war es zu unser aller Freude. So traf sich unsere Rudergesellschaft in klassischer Rotation-Mannschaftskleidung schwarz/weiß und bewaffnet mit all den üblichen Dingen, die unterwegs für gute Laune sorgen können, um 8 Uhr im Verein.
Ordentlich in Zweierreihe gingen wir schließlich zur Straßenbahnhaltestelle und fuhren nach Grünau. Dort stiegen wir um in die S-Bahn und so weiter und so fort…

Stadtdurchfahrt! Ruderer fahren mit der Strassenbahn...

Fegi erwähnte, dass er auch kurz überlegt habe, für uns einen Bus über seine Arbeit zu organisieren, mit dem sonst die Behinderten immer transportiert werden. So hätten wir alle zusammen zurückfahren können… Ein schönes Bild hätte das abgegeben: die Tür vom Behindertentransport öffnet sich und einer nach dem anderen von uns steigt aus…
In der Treptower Rudergemeinschaft angekommen, herrschte bereits ein reges Treiben. Die große Wiese mit den zwischengelagerten Booten verschiedener Vereine lichtete sich bereits. Schließlich ging es los.

Auf gehts - ab in die Stadt!

Das erste große Highlight, auf das ich mich schon im Vorfeld freute, war die zwischen Elsen und Oberbaumbrücke gelegene “Molecule Men” Skulptur, die rund 30 m hoch aus der Spree ragt. Schade, dass es davon kein Foto gibt. Anschließend kam die malerische Oberbaumbrücke und so ging es immer weiter Schlag um Schlag. Mit ausnahmslos heiterer Stimmung ruderten und paddelten viele, viele Boote die Spree entlang.

In der Mühlendammschleuse konzentrierte sich das Ganze. Ein geniales Erlebnis: mitten in dieser bunte Ansammlung von gut gelaunten Wassersportlern in Feierlaune… Die Getränke wurden hervorgeholt. Flaschen wanderten von vorn nach hinten und von hinten nach vorn. Devise war: nicht zu wenig aber auch nicht zu viel! Vor uns lag noch eine ordentliche Wasser-Wegstrecke!!
Das Schleusentor öffnete sich. Nach und nach setzten sich die Boote wieder in Bewegung. Es wurde sich gegrüßt, wer sich noch nicht gesehen hat und auch zugejubelt. Wir ruderten am Nikolaiviertel vorbei und am Berliner Dom, entlang dem Reichstagsufer…

Mit Muskelkraft auf dem Wasser durch die Stadt!

Ich war so tief beeindruckt, dass ich mich arg darauf konzentrieren musste, welche Brücke meine war, die es galt anzusagen. Unser Achter war offensichtlich etwas Besonderes. Es waren in der Tat auch nicht viele von denen unterwegs. Vom Ufer und von den Brücken rief man uns begeistert zu und fotografierte uns auch emsig. Irre, ich kam mir vor wie ein Star, und das war schon wieder eine ganz neue Erfahrung für mich. Reichstagsgebäude, Bundeskanzleramt, Technikmuseum… Wir kehrten nicht wieder um, wie es eigentlich unser Plan war. Wir ruderten weiter und weiter. 
Eine riesen Runde kam zustande.

Bei Wiking in Neukölln legten wir einen Zwischenstopp ein. Und damit Bianka, die die ganze Zeit den Vierer steuerte, auch mal rudern konnte, tauschten wir beide mit Katrin einmal durch. Bianca ruderte nun im Vierer, Katrin im Achter und ich übernahm den Posten am Steuer des Vierers. Das war an sich für mich nicht schlecht weil kraftsparend, denn auf den letzten 15 Kilometern schlugen eher die Segler-Herzen hoch. Jedoch wir waren mit Ruderbooten unterwegs. Meine Mannschaft im Vierer, bis auf Bianka, waren schon ganz schön knülle. Und dann ich… das zweite Mal in meinem Erdendasein ein Steuer in der Hand… 
Die arme Besatzung musste wegen mir einen Zickzackkurs fahren. Im Bug saß mein Freund Jens, der mich einst von Empor abgeholt hat. In diesem Moment hat er es sicher kurz bereut…

Junge, Junge – war das ein toller Tag !!! Wir ließen ihn noch ein Stück weit bei Rene’, unserem treuen Wirt, ausklingen. Keine Ahnung, wie alle nach Hause gekommen sind?!? Ich für mein Teil jedenfalls glücklich mit meinem Rad nach Altglienicke.

Fazit: Wir legten insgesamt ca. 45 km zurück plus die 12 km vom Rudern der Boote nach Baumschulenweg und zählten 109 Brücken.

Stefanie Henschel

Anmerkung: Am 16. Mai 2020 findet die nächste durch den LRV organisierte Stadtdurchfahrt statt. Schaut in die Termine und sichert Euch das Datum im Kalender!